ERBAUUNG

1909 / 1910

Das zweigeschossige, unterkellerte Mehrfamilienhaus wurde im Jahre 1909, nach den Plänen des Bauunternehmers G. Feine für den Fabrikanten Isidor Samuel errichtet wurden ist.


Das freistehende Haus präsentiert sich mit schlicht verputzten Jugendstilfassaden als große Vorstadtvilla. Der Bau des Nebengebäude (heute Hansenstraße 2) entstand im selben Zeitraum.


Isidor und sein Bruder Max Samuel eröffneten in Güstrow 1901 ein Schuhgeschäft am Pferdemarkt 57 und eine Gummifabrik für orthopädische Produkte, aus der sie 1909 die Mecklenburger Schuhfabrik bildeten. Nachdem sie 1916 ihren Firmensitz nach Rostock verlegt hatten, entstanden daraus später die EMSA-Werke.


Aus einem Handelsregistereintrag mit der Nr. 781 vom 24. Dezember 1932, ist zu entnehmen, dass die  „JF. Samuel, Gummiwarenfabrik, Gesellschaft mit beschränkter Haftung“ gegründet wurde.


Der Gesellschaftsvertrag wurde am 8. Dezember 1932 geschlossen. Gegenstand des Unternehmens ist die Herstellung sowie auch der Vertrieb von Gummiwaren und anderen Waren.


Das Stammkapital betrug 40.000 RM. Zum Geschäftsführer der Gesellschaft wurde Jsidor Samuel ernannt. Die Prokuristen waren Frau Karoline Samuel, Paul Eggert und die Buchhalterin Elly Böst.


Die Gesellschaft hat das Grundstück des Gesellschafters Isidor Samuel an der Hansenstraße 2 übernommen, dafür diesem 12.000 RM als Stammeinlage angerechnet. Die Bekanntmachungen der Gesellschaft erfolgte durch den Deutschen Reichsanzeiger.

PARTIE AM WALL

1910

DAS LEBEN UND DAS SCHICKSAL DER FAMILIE SAMUEL

Fam. Samuel

James Isidor Samuel


  • geb. 23 Dezember 1871 in Gniewkowo, Polen
  • Sohn von Jacob Samuel / Itzig und Rosalie Samuel / Itzig
  • Ehemann von Karoline Meibergen
  • Bruder von Max Samuel und Frieda Samuel
  • litt an Diabetes und ist an den Folgen der Erkrankung gestorben
  • gestorben am 29. November 1933 (61) in  Güstrow

Karoline Samuel, geb. Meibergen


  • geb. 12. Oktober 1877 in Almelo, Niederlande
  • Tochter von Salomon Meibergen und Ida Goldschmidt
  • Ehefrau von Isidor Samuel
  • das Paar war kinderlos
  • 02.12.1938 Auswanderung nach Chile
  • gestorben 1953 in Chile / 75 Jahre

DAS LEBEN UND DAS SCHICKSAL DER FAMILIE JACOBSOHN

Fam. Jacobsohn

Max Jacobsohn


  • geb. 26.11.1884 in Graudenz
  • Sohn von Louis und Hedwig Jacobsohn
  • Kaufmann, Lederhändler in der Glevinerstr. 35
  • letzte bekannte Wohnorte: Hansenstr. 1 und 2; Gleviner Str. 35
  • 1911 Prokura für die Firma J. Daltrop
  • verheiratet mit Gertrud Marcus in 1. Ehe
  • verheiratet mit Hertha Jacobsohn, geb. Ehrlich in 2. Ehe
  • 2 Söhne
  • Mitglied im Vorstand der jüdischen Gemeinde
  • 1935/36 Hansenstr. 1
  • 1924 – 1939 Schriftführer der jüd. Gemeinde
  • 1926 – 1937 Abgeordneter der jüd. Landesversammlung Mecklenburg
  • 1937 – 38 Schriftführer der jüd. Landesversammlung
  • ab 1937 (letzter) Vorsitzender der jüd. Gemeinde
  • 1938/39 Mitglied des Oberrates der Israelitischen Landesgemeinde Mecklenburgs
  • in Pogromnacht verhaftet
  • vom 10.11. – 2.12.1938 im Zuchthaus Alt-Strelitz interniert
  • 11.7.1942 nach Auschwitz deportiert
  • ermordet in Auschwitz 1942
  • Stolperstein in Güstrow

Gertrud (Gerti) Jacobsohn, geb. Marcus


  • geb. 10.4.1887 in Harburg
  • Eltern: Edmund und Emma Marcus (geb. Daltrop)
  • erste Frau Ehefrau von Max
  • letzter Wohnort: Güstrow, Hansenstr. 1
  • am 28.10.1939 in Güstrow verstorben

Edmund Jesaja Jacobsohn

(späterer Yakobson)


  • geb. 26.3.1912 in Güstrow
  • Sohn von Max und Gertrud
  • Ehemann von Ruth (geb. Marchand)
  • studierte Jura; Gärtner
  • im August 1934 nach Palästina ausgewandert und dort am 28.10.1955 verstorben

Hans Elieser Jacobsohn


  • geb. 21.8.1927 in Güstrow
  • ermordet im Juli 1942 in Auschwitz
  • Sohn von Max und Gertrud Jacobsohn
  • Mitglied im Jugendverein „Benh Jeschurum“
  • wurde zusammen mit seinem Vater deportiert
  • vom 10.7. – 11.7. 1942 in Ludwigslust interniert
  • Alter 14 Jahre
  • Stolperstein in Güstrow 

Herta Jacobsohn (geb. Ehrlich)


  • geboren am 6.3.1913 in Cuxhaven/ Hamburg
  • Tochter von Leo und Lieschen Ehrlich (geb. Goldschmidt)
  • 2. Frau von Max Jacobson
  • letzter Wohnort: Hansenstr. 1
  • vom 10. – 11.7. in Ludwigslust interniert; dann nach Auschwitz deportiert
  • ermordet im Juli 1942 in Auschwitz
  • Alter 29 Jahre
  • Stolperstein in Güstrow und Cuxhaven

Lieschen Elise Ehrlich (geb. Goldschmidt)


  • geboren am 09. April 1888 in Meiningen / Sachsen
  • verheiratetet mit Leo Ehrlich (geb. 1886 in Arnstadt)
  • im Juni 1938 wurde Leo Ehrlich in das KZ Sachsenhausen verschleppt
  • das Ehepaar hatte zwei Töchter, Herta und Erika
  • wohnhaft in Cuxhaven, Hamburg und Güstrow
  • Umzug 1940 von Cuxhaven nach Güstrow zu ihrer Tochter Herta Ehrlich
  • vom 10. – 11.7. in Ludwigslust interniert; dann nach Auschwitz deportiert zusammen mit ihrer Tochter Herta
  • Tochter Erika Newman geb. Ehrlich Auswanderung über England in die USA
  • Lieschen Elise Ehrlich ermordet im Juli 1942 in Auschwitz
  • Alter 54 Jahre
  • Stolperstein in Güstrow

Stolpersteinverlegung am 16.06.21

DAS LEBEN UND DAS SCHICKSAL DER FAMILIE WOLFF

Familie Wolff

Abraham Selke (Selly) Wolff


  • geb. 27.06.1903 in Aurich / Niedersachsen
  • Sohn von Selke Levy  Wolff genannt Selly * 1863 und Henriette Wolff, geb. Becker
  • Beruf Viehhändler, Fleischer
  • letzte Bekannte Wohnorte: Aurich, Lilienstraße 9; Güstrow, Hansenstraße 1
  • im KZ Sachsenhausen interniert; zwischen Mai und September 1939 nach Großbritannien später nach Australien emigriert
  • im Alter von 51 Jahren in Windsor / Australien gestorben

Margot Erika Betty, Wolff (geb. Becker)


  • geb. 10.07.1908 in Röbel / Mecklenburg
  • Tochter von Benno und Lydia Becker geb. Danziger
  • Ehefrau von Abraham Wolff
  • letzte bekannte Wohnorte: Röbel, Hohe Straße 21; Güstrow, Hansenstraße 1
  • vom 10.07. bis zum 11.07. 1942 in Ludwigslust interniert
  • am 11.07.1942 ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert
  • im Juli 1942 im Alter von 34 Jahren in Auschwitz ermordet

Denny Levi Wolff


  • geb. 24.12.1939 in Rostock / Mecklenburg
  • Sohn von Abraham und Margot Wolff geb. Becker
  • Wohnort: Güstrow, Hansenstraße 1
  • vom 10.07.1942 in Ludwigslust interniert
  • am 11.07.1942 ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert
  • im Juli 1942 im Alter von 2 Jahren in Auschwitz ermordet

Lydia Becker (geb. Danziger)


  • geb. 02.12.1878 in Thorn (Toruń / Polen)
  • Mutter von Margot Erika Betty, Wolff (geb. Becker)
  • Ehefrau / Witwe von Benno Becker
  • letzte bekannte Wohnorte: Röbel, Hohe Straße 21; Güstrow, Hansenstraße 1
  • vom 10.07. bis zum 11.07. 1942 in Ludwigslust interniert
  • am 11.07.1942 ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert
  • im Juli 1942 im Alter von 63 Jahren in Auschwitz ermordet

Benno Becker


  • geb. 02.01.1879 in Kruposchin / Westpreußen
  • Sohn von Abraham und Margot Wolff geb. Becker
  • Beruf: Kaufmann, Manufakturwarengeschäft in Röbel
  • 1932 - 1933 Rechnungsführer der jüd. Gemeinde Röbel
  • Oktober 1938 Zwangsverkauf der Firma in Röbel
  • letzte bekannte Wohnort: Röbel, Hohe Straße 2; Güstrow, Hansenstraße 1
  • vom 10.11. bis zum 23.12.1938 im Zuchthaus Alt-Strelitz interniert
  • am 19.01.1941 im Alter von 62 Jahren in Güstrow gestorben

DAS LEBEN UND DAS SCHICKSAL DER FAMILIE WOLFF

Fam. Löwenstein

Walter Hermann Löwenstein (Lowston)


  • 19.4.1886 in Hamburg geboren
  • Sohn von Emil* 1852 und Helene Löwenstein, geb. Beherens
  • Ehemann/Witwer von Margarethe Löwenstein, geb. Behr
  • Bauingenieur
  • Wohnorte: Hamburg, Bornstraße 2; in Güstrow Hansenstraße 1
  • 10.11. bis zum 02.12.1938 im Zuchthaus Alt-Strelitz interniert
  • Mai 1939 nach Schweden, am 07.12.1939 in die USA emigriert; lebte 1960 in New York

Margarethe Rosa Löwenstein, geb. Behr


  • 02.03.1989 in Elberfeld / Rheinprovinz geboren
  • Tochter von Gustav und Berta Behr. geb. Pohli
  • Ehefrau von Walter Löwenstein* 1886
  • Wohnorte: Elberfeld, Hofauerstraße 83; Güstrow Hansenstraße 1
  • 10.11. bis zum 02.12.1938 im Zuchthaus Alt-Strelitz interniert
  • Mai 1939 nach Schweden, am 07.12.1939 in die USA emigriert;
  • am 19.09.1959 im Alter von 70 Jahren in New York/ USA gestorben

Deportationslisten der jüdischen Bevölkerung aus dem Deutschen Reich 10.07. / 11.07.1942


Im folgenden Link finden Sie u.a. die rekonstruierte Deportationsliste für den Teiltransport des 11.7.42 aus Mecklenburg nach Auschwitz. In diesem Deportationszug befanden sich Margot Erika Betty, Denny Levi Wolff , Hans Jacobsohn, Hertha Jacobsohn, Max Jacobsohn, Lieschen Ehrlich sowie viele weitere Güstrower Juden.


https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_nwd_420711.html


https://www.statistik-des-holocaust.de/OT420711_Mecklenburg1.jpg


https://www.statistik-des-holocaust.de/OT420711_Mecklenburg2.jpg

Quellenverueichnis:

  • Informationen zur Familie Jacobsohn - Max Samuel Haus Rostock
  • Bild 1 und 2 - Partie am Wall - Andy Haensch
  • Bild 1 und 2 - Stolpersteine - Andy Haensch
  • Informationen zur Familie Wolf - Juden in Mecklenburg 1845 - 1945 von M. Buddrus und S. Fritzlar 2019
  • Statistik des Holocaust
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