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Berliner Weiße

... eine Weiße, einen Gilka und Borré ...

Berliner Weiße mit Strippe.. "eine Weiße, einen Gilka und Borré"

Hintergrund

Er hält „das Gewöhnlichste gleich für das Vorteilhafteste“ und ist der Meinung, dass richtige Berliner genau drei Dinge benötigen: „eine Weiße, einen Gilka und Borré“.  Theodor Fontane - Deutscher Schriftsteller und Journalist

Also Bier, Kümmelbrandwein und Porree – was denn auch sonst?! 

Berliner Weißbier

Berliner Weißbier ist ein obergäriges Bier, das mit einem großen Anteil Weizenmalz gebraut wird. Die Gärung erfolgt mit einer Mischkultur aus obergäriger Hefe und Milchsäurebakterien. Außerdem können an der Gärung und Reifung weitere Hefen beteiligt sein. Berliner Weiße, auch Berliner Weisse geschrieben, ist ein Synonym und eine geschützte Herkunftsbezeichnung für Berliner Weißbier, die nur Berliner Brauereien verwenden dürfen.

Dieses „Berlinische Weitzenbier“ wurde urkundlich vor ca. 350 Jahren erstmals erwähnt. im 18. Jhd. entwickelte es sich zum Lieblingsgetränk der Berliner. als Bier nach Pilsener Brauart noch unbekannt war, gab es in Berlin rund 700 Weißbierlokale..

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts soll der Berliner Brauer Josty dem Bier Kräuter beigegeben haben, vornehmlich Waldmeister. Traditionell wurde die Berliner Weisse übrigens entweder pur oder mit einem Berliner Kümmel-Schnaps, der sog. Strippe, getrunken. in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts setzte sich die Zugabe von Himbeer- oder Waldmeister Sirup durch („Weiße mit Schuss“), beides wurde erst im Glas gemischt („rot oder grün“) und mit Strohhalm serviert. 


GILKA KAISER-KÜMMEL

J. A. Gilka ist ein traditionsreiches Berlinerisches Unternehmen, welches für seinen Kümmelbranntwein „Kaiser-Kümmel“ bekannt ist. Die Ursprünge des Unternehmens gehen ins 19. Jahrhundert zurück. Das bekannteste Produkt von Gilka ist der „Kaiser-Kümmel“, ein leicht gesüßter Kümmelbranntwein aus Kümmelöl, Zucker und Spiritus, der 38 % Alkohol enthält und seit 1836 hergestellt wird. Einigen Quellen zufolge wurde es bei Hofe in Berlin getrunken, mit Sicherheit aber beim Wiener Hofe.


Zitat aus Theodor Fontane "Frau Jenny Treibe"

>>Aber ein Hang nach Wohlleben, der jetzt alle Welt beherrscht, hat mich auch in der Gewalt, ganz so wie alle anderen, und so lächerlich und verächtlich es in Deinem Oberlehrers Ohre klingen mag, ich halt' es mehr mit Bonwitt und Littauer als mit einer kleinen Schneiderin, die schon um acht Uhr früh kommt und eine merkwürdige Hof- und Hinterstubenatmosphäre mit ins Haus bringt, und zum zweiten Frühstück ein Brötchen mit Schlackwurst und vielleicht auch einen Gilka kriegt. Das alles widersteht mir im höchsten Maße; je weniger ich davon sehe, desto besser.<<


Zitat aus Theodor Fontane "Die Poggenpuhls"

>>...Aber Friederike, du könntest mir doch eigentlich einen Tee machen, das heißt, wenn noch ein bißchen Rum da ist."

"Nein, Leochen, Rum is nich mehr da; bloß noch ein Gilka."

"Hm, das paßt eigentlich nicht recht. Aber am Ende, warum nicht? Eintun kann ich ihn freilich nicht, aber so nebenher ist er ganz gut zu brauchen.<<



Zitat aus Adolf Glaßbrenner "Skizzen und Gedichte"

Meisterin (noch halb schmollend).

"Na 't is jut, jeh' man, jeh' man! (sich wieder zu ihm wendend) Willste Dein Frühstück?"

Meister (streicht ihr die Wange).

"Ja woll, ehrenwerthes Mitjlied der schönen Hälfte des menschlichen Jeschlechtes! Frühstück is eine der herrlichsten Erfindungen deutscher Bildung. Schick' mir mein Butterbrod und einen kleenen Schluck reenen Jetraidekümmel von Gilka aus de Zimmerstraße. Aber durch Fritzen! Der hat nich länger Zeit; et muß Draht jewichst werden. Außerdem haben ihn mir seine armen Eltern ooch nich jejeben, det er Amme un Dienstmächen lernen, sondern det er Schuster werden soll."

Meisterin.

 Is jut, is jut; ick kann 'n jetzt ooch mißen. De Carline is zurück. (ab.)


Zitat aus Otto Julius Bierbaum "Steckbriefe"

Stanislaw Przybyszewski

>>Dieser deutsche Dichter mit dem polnischen Niesnamen hat wie kein anderer vor ihm den Seelengehalt des Gilka-Kümmels erschöpft. Berlin, diese slavische Niederlassung, war die Wiege seiner mit allen Fuseln getränkten Kunst. Hier steht der eine Fuß des in allen Farben der Krebsgeschwüre schillernden Regenbogens, auf dem er torkelnd über die Welt der Nüchternheit schreitet, der andere Fuß steht im »Königreiche Polen«, dessen heimlicher Rex Stanislaw der Besoffene ist.

Ein nach Jodoform riechender Katholizismus ist der Seelenextrakt der gewaltig rülpsenden Dichtung Przybyszewskis. Erzengel mit violetten Potatorennasen stehen vor den polnischen Heiligtümern dieser blödsinnig orgelnden Steppenpoesie, die sich mit Maultrommelbegleitung am besten ausnimmt. Dem heiligen Geist geht es aber zu liederlich und destillenhaft in diesem Heiligtume zu, wo sich alle Laster nackt zwischen den Schnapsfässern wälzen, auf denen die polnische Messe zelebriert wird. Den Deutschen ist diese Wirtschaft schließlich doch zu polnisch vorgekommen, und Stanislaw, der schon auf dem besten Wege war, eine literarische Sekte (die Gilkaisten) zu gründen, entdeckte Rudimente polnischer Sprachkenntnisse in seinem Ingenium und verlegte seine Destillation ins Polnische. Nur die Schnapsschänker Berlins trauern ihm nach.<<


Zitat aus Julius Stinde "Emma das geheimnißvolle Hausmädchen"

»Ich denke wie immer,« sagte Herr  Schulz mit einem Lächeln, daß es der Wittwe eisig über den Rücken lief. Dann warf er ihr ein Zwanzigmarkstück zu: »Holen Sie dafür kalten Aufschnitt und eine Flasche Gilka

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