Cocktailklassiker

der wilden 20er Jahre

Wissenswertes

Sowohl wissenschaftlich als auch gesellschaftspolitisch waren die 1920er eine prägende Zeit. Die Welt befand sich zwischen ihren beiden schlimmsten Katastrophen und in den USA herrscht die Prohibition. In ihr entwickelte sich aber auch eine Nische zu ihrem Höhepunkt, die Bar- und Cocktailkultur. In den 1920ern den Beruf eines Bartenders zu wählen, versprach nicht gerade die rosigste Zukunft. Es war, als würdest du heute in den Gelben Seiten als Dienstleister für Steuerhinterziehung werben.


In dem Moment, in dem die Gerichtsbarkeit davon Wind bekommt, solltest du die Beine in die Hand nehmen. Denn wie auch Steuerhinterziehung war in den Jahren von 1919 bis 1933 die Produktion oder der Vertrieb von Alkohol eine Straftat. Nicht gerade die optimalen Arbeitsbedingungen für jemanden, dessen wichtigstes Werkzeug Alkoholika sind.


Trotz jener Repressalien erhielten Gäste ihre Drinks. Nicht in öffentlichen Cafès, aber in Speakeasys hinter verschlossenen Türen, auf Yachten vor der Küste der USA oder auf Privatpartys. Die Möglichkeiten des illegalen Alkoholausschanks waren vielseitig. Ebenso wie die Drinks, die Bartender in den Jahren der Prohibition kreierten.

Diese unten aufgeführten Kreationen sind u.a. die Perlen des Cocktail-Genres geworden. Eine kleine Flüssige Zeitreisen in eine Ära des Hedonismus.

MONKEY GLAND


Einen „Affenhoden“ in einer Bar zu bestellen, ist jetzt vielleicht nicht gerade alltäglich. Genau dies tust du aber, wenn du einen Monkey Gland bestellst. Zumindest sprichwörtlich.

Denn als Harry McElhone diesen Cocktail in seiner Harry’s New York Bar im Paris der 1920er das erste Mal zubereitete, passte dessen Name wie die Faust auf’s Auge. McElhone traf den Pariser Zeitgeist mit seinem Verlangen nach Verruchtem und Hedonismus.


In dieser Variante von 1927 besitzt der Monkey Gland vergleichsweise wenig Alkohol.


MARY PICKFORD


Dieser Cocktail trägt den Namen eine Schauspielerin, die heute kaum einer mehr kennt: Mary Pickford. In den 1920ern war sie Star der Stummfilm-Branche. zählte zu den beliebtesten Schauspielerinnen Hollywoods in der Stummfilmära und spielte mit ihrem Spitznamen „America’s Sweetheart“ vor allem die Hauptrollen in Klassikern der Kinder- und Jugendliteratur ...und Namensgeber eines Cocktailklassikers. Der kubanische Bartender Constante Ribailagua kreierte in der El Floridita Bar diesen Drink als Hommage an jene Schauspielerin.


Sidecar


Suchst du einen Cocktail, der als Sinnbild der Roaring Twenties, des Jazz Age dient, dann findest du ihn im Side Car. David A. Embury erwähnt, der Drink sei von einem Freund von ihm in Paris zur Zeit des Ersten Weltkrieges erfunden und nach dem Motorrad mit Seitenwagen benannt worden, mit dem sich jener Hauptmann zu „dem kleinen Bistro“ fahren ließ, in dem sie sich oft aufhielten. Wer auf historische Winkelzüge steht, könnte die Vorstellung mögen, es sei jene Bar gewesen, die Harry MacElhone 1923 kaufte und in seine Harry’s New York Bar umtaufte.


OLD FASHIONED & der vergessene Löffel


1885 wurde der Old Fashioned Cocktail in Lafcadio Hearns Buch La Cuisine Creole erstmals publiziert, auch wenn er hier noch als „Spoon Cocktail“, also „Löffel-Cocktail“, bezeichnet wurde. Diese Bezeichnung ist durchaus sinnvoll, denn den Old Fashioned Cocktail servierte man etwa bis zum Beginn der Prohibition oft mit einem kleinen Löffel . Damit konnte man den nicht gelösten Zucker aus dem Glas löffeln. Diese Gepflogenheit ist heute allerdings in Vergessenheit geraten.

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